Der Hund aus dem Tierheim kommt ins Haus

Herzlichen Glückwunsch,

nun ist es also soweit. Ihr neuer Schützling zieht bei Ihnen ein. Für manche wird es der erste Hund aus einem Tierheim sein, für andere vielleicht sogar der „Allererste“. Um Ihnen und natürlich auch dem Hund den Start zu erleichtern, möchten wir Ihnen hiermit noch ein paar gute Ratschläge mit auf den Weg geben.

Kommen wir zu den materiellen Voraussetzungen. Der Hund benötigt einen Fressnapf, eine Wasserschale, Schlafkorb, Halsband, Leine und Haarbürste. Als Schlafplatz dient ein zugfreier Platz in der Wohnung. Am besten ist ein flacher Korb mit einer Decke. Auf keinen Fall darf der Hund ständig auf Steinboden liegen; Erkältungskrankheiten können die Folge sein.

Nun kommen wir zu dem viel wichtigeren Punkt – der Psyche. Bitte bedenken Sie, dass der Hund bis zur Aufnahme im Tierheim in einer anderen Umgebung gelebt hat, vielleicht in ständiger Unfreiheit, vielleicht schlecht behandelt, vielleicht von Kindern gequält; vielleicht aber auch in unvernünftiger Weise verwöhnt, vermenschlicht oder falsch erzogen. Im Tierheim ging es dem Hund den Umständen entsprechend gut, aber jetzt verliert er zum zweiten Mal in kurzer Zeit seinen gewohnten Lebenskreis, seine vertraute Umgebung und seine vertrauten Personen.

Es ist also eigentlich sehr verständlich, dass der Hund einige Zeit brauchen wird, sich an Sie und an seine neue Umgebung zu gewöhnen. Möglicherweise leidet er insbesondere in der ersten Zeit unter starken Trennungsängsten, oder er könnte es erst einmal schwer haben, eine neue Bindung aufzubauen.

Bei diesen Problemen können Sie unterstützend helfen, indem Sie sich einige Tage, am besten wären zwei Wochen, Urlaub nehmen und diese Zeit mit Ihrem neuen Freund verbringen. Falls eine erwachsene Person Ihres Haushaltes nicht berufstätig ist, so erübrigt sich dieser Rat. Sofern Sie selbst, als Hauptbezugsperson halbtags arbeiten, sollten Sie schon einige arbeitsfreie Tage haben, um sich ganz dem Hund und seiner Eingewöhnung widmen zu können.

Um den Hund in seiner Neuorientierungsphase nicht zu sehr zu beanspruchen oder zu verwirren, sollten Sie darauf verzichten, ihn in den ersten Tagen bereits Ihrer Verwandtschaft und den Freunden vorzustellen. Auch wenn Sie stolz darauf sind und andere daran teilhaben lassen wollen, der Hund muss zunächst Sie und die enge Familie kennen lernen, sich an sie gewöhnen und verstehen, dass er nun zu Ihnen gehört.

Die Liebe des Hundes ist oft über den Magen zu gewinnen. Manche Hunde aber verweigern das Futter mehrere Tage und trauern. Achten Sie auch darauf, dass gleich zu Beginn nicht alle Familienmitglieder gleichzeitig mit großem Hallo auf den Hund losstürzen. Sprechen Sie viel mit ihm; gleichmäßig, ruhig, unter beständiger Nennung seines Namens. Dazwischen kraulen Sie ihn und bieten ihm einen Leckerbissen an. Nach und nach sollen die übrigen Familienmitglieder es ebenso tun. Auch Sie brauchen Zeit und Muße, um sich auf den Hund und sein Verhalten einzustellen, um ihn kennen zu lernen. Das Wichtigste in dieser Zeit ist, dass der Hund Vertrauen zu Ihnen fassen kann, um so die Sicherheit zu entwickeln, die er vielleicht braucht, um weitere Menschen kennen zu lernen. Ehe der Hund zu Ihnen kommt, sollten Sie gemeinsam mit allen Familienmitgliedern klare, für alle verbindliche Regeln und Kommandos festlegen.

Klären Sie, wo der Hund schlafen soll, ob er ins Bett darf, ob er auf dem Sofa liegen darf, wann er gefüttert wird, welche Kommandos er lernen soll, ob Sie ihn vom Tisch füttern wollen etc. Ob Ihr Hund aufs Sofa oder sogar ins Bett darf, entscheiden Sie ganz alleine. Das hängt maßgeblich vom Charakter Ihres Hundes und Ihrer Stellung im Rudel ab. Im Zweifel bleibt das Sofa, das Bett und der Esstisch den Zweibeinern vorbehalten.

Sie und die anderen Zweibeiner sind die Rudelführer, und ganz am Ende sollte Ihr Hund stehen. Lassen Sie sich nicht das Heft aus der Hand nehmen. Bedeuten Sie Ihrem Hund, dass Sie das Sagen haben. Sie bestimmen, wann es Futter gibt, wann der Hund gestreichelt wird und wann gespielt und auch wieder aufgehört wird. Sie müssen in der Lage sein, den Hund auf den Rücken drehen zu können, ihm sein Fressen wegnehmen zu können und auch fremde Gegenstände aus dem Maul entfernen zu können (kann lebenswichtig sein!!!). Das geht alles nicht von heute auf morgen. Das Vertrauensverhältnis und auch Ihre Stellung im Rudel bildet sich langsam.

Auch wenn Ihr Schützling aus einem Tierheim kommt und davor wahrscheinlich eine schlimme Zeit hinter sich hat: versuchen Sie nicht, alles das, was dem Hund widerfahren sein könnte, gut zu machen, ihm alle Liebe diese Welt zukommen zu lassen. Behandeln Sie ihn wie ein Familienmitglied, das schon immer bei Ihnen war: mit Aufmerksamkeit und Respekt, aber auch mit der nötigen Strenge und Konsequenz.

Besonders bei einem Hund, dessen Beziehung zu Menschen bereits einmal „schief gegangen“ ist, sind klare Grenzen wichtig, damit er einen Rahmen hat, innerhalb dessen er Sie zufrieden stellen kann, damit dieses neue Zuhause mehr wird als ein vorübergehender Aufenthaltsort. Klare Regeln und liebevolle Konsequenz sind das A und O jeder guten Beziehung zwischen Mensch und Hund. Und bleiben Sie konsequent. So seltsam es klingt, ein Hund fühlt sich am wohlsten, wenn er weiß, wo er im Rudel steht, selbst wenn er ganz unten angesiedelt ist. Schlimmer ist es für ihn, wenn er keine gefestigten Rudelstrukturen vorfindet und sich nicht genau einzuordnen weiß. Er wird versuchen, sich im Rudel „hochzuarbeiten“.

Besuchen Sie unsere Hundeschule oder suchen Sie sich eine Hundeschule in Ihrer Nähe. Dieses ist für den Hund, aber auch für Sie von Nutzem. Es wird Ihre Stellung im Rudel stärken.

Damit kein Unglück geschehen kann, sollten Sie einige Zeit darauf verwenden, die Wohnung „hundesicher“ zu machen für den Fall, dass Ihr neuer Hausgenosse vorübergehend nicht stubenrein ist oder eine Neigung zum Zerkauen von Elektrokabeln und Teppichen hat. Falls möglich sollten Sie Kabel entfernen oder sichern, teure Teppiche vorübergehend aus dem Zimmer nehmen und die Wohnung so gestalten, als erwarten Sie Besuch von einem Krabbelkind, das Sie keinen unnötigen Gefahren aussetzen wollen. Erweist sich der Hund als stubenrein und frei von „Zerstörungswut“ auch dann, wenn er einige Zeit allein gelassen wird, so können Sie getrost den ursprünglichen Zustand wieder herstellen. In jedem Falle sollten Sie darauf verzichten, den Hund in den Kinderzimmern allein zu lassen, da dort möglicherweise Spielzeug verschluckt oder zerstört werden könnte. Wenn Sie in einem Eigenheim mit Garten leben, sollten Sie diesen nach Möglichkeit einzäunen. Für kleine Hunde reicht eine Zaunhöhe von 100 bis 125 cm, große Hunde brauchen entsprechend höhere Zäune.

Möglicherweise erscheinen Ihnen diese Ratschläge als etwas übertrieben oder umständlich, vielleicht bringen Sie nicht die nötige Geduld für all die Vorbereitungen auf, weil Sie Ihren neuen Hund so schnell wie möglich aus dem Tierheim „befreien“ wollen. Glauben Sie uns: Der Hund hat es dort bis zum heutigen Tag gut gehabt, da kann er auch noch ein paar Tage dort bleiben, bis Sie die notwendigen Vorbereitungen getroffen haben. Den Kauf eines Wagens oder auch nur eines Fernsehgerätes bereitet man gut vor, obwohl es sich dabei nur um eine Sache handelt. Wie viel mehr muss man sich da auf die Ankunft eines neuen Hausgenossen vorbereiten, mit dem man möglichst viele glückliche Jahre verbringen möchte!

Natürlich muss ein Hund auch wachsam sein, aber wenn er jeden Besucher zähnefletschend begrüßt, weisen Sie ihn in seine Schranken. Das gehört sich nicht. Schicken Sie ihn weg und lassen Sie ihn abliegen. Strafen Sie ihn danach mit Missachtung. Er darf erst wieder aufstehen, wenn Sie es ihm erlauben.

Und sollte es doch mal vorkommen, dass Ihr Hund gebissen hat, rufen Sie bitte sofort an. Meistens wurden Warnanzeichen nicht richtig gedeutet und wir werden dann gemeinsam mit Ihnen versuchen, die Situation zu analysieren und eine Lösung zu finden. Unter keinen Umständen dürfen Sie zu einem Tierarzt gehen und den Hund deswegen einschläfern lassen. Sie haben sich vertraglich verpflichtet, den Hund dann wieder an uns zurück zu geben und wir werden mit Ihnen, unseren Tierärzten, Hundetrainern und dem Vermittlungsteam gemeinsam entscheiden, wie es weitergehen soll.

Ein Letztes: Es gibt keinen vollkommenen Menschen, so auch keinen vollkommenen Hund! Verzweifeln Sie nicht, wenn in den ersten Tagen nicht alles auf Anhieb klappt. Haben Sie bitte etwas Geduld. Die meisten Hunde lassen sich vom Menschen lenken, wenn dies mit Liebe, Geduld, Streicheleinheiten und Einfühlungsvermögen geschieht. Wenn es Probleme gibt, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren: info@tierheim-huerth.de. Mag es auch noch so unbedeutend erscheinen. Unser Vermittlungsteam weiß bestimmt einen Rat. Unsere Verantwortung hört nicht mit der Vermittlung auf.

So, und nun wünschen wir Ihnen alles Gute für den weiteren Lebensweg mit Ihrem Schützling. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns mit Ihrem Hund besuchen kommen.

Ihr Team Helenenhof