Katzenklo

von Johannes Taler

Treten bei Katzen Verhaltensstörungen auf, so steht ungewöhnliches Verhalten beim Urin- und Kotabsatz absolut an erster Stelle. Wir Tierärzte nennen das Unsauberkeitsprobleme. Im wesentlichen sind diese Probleme durch vier Ursachen bedingt:

1. Krankheiten

leidet die Katze an Krankheiten, die ihr das Urinieren oder den Kotabsatz erschweren, z.B. an Blasensteinen, Nieren- oder Blasenentzündung, zu hartem oder zu weichem Stuhl, dann müssen wir uns nicht wundern, daß sich das Verhalten auf der Katzentoilette ändert. Denn Katzen haben ein ganz eigenes Verhaltensmuster: sie meiden Orte, an denen sie Schmerzen empfunden haben! Hat es also erst einmal beim Pinkeln geschmerzt, dann „versucht“ die Katze das nächste Mal ein anderes Plätzchen. Bei der Blasenentzündung beispielsweise ist es ganz typisch, daß die Katze immer wieder in kurzen Abständen an verschiedenen Orten das Pinkeln probiert.
Also: nicht alle Unsauberkeitsprobleme sind wirklich Verhaltensstörungen. Oder umgekehrt: erst einmal sollte der Tierarzt feststellen, ob die Katze wirklich organisch gesund ist.

2. das Katzenklo

machen wir uns nichts vor: jede Katze leidet unter dem Katzenklo. Lieber würde sie beim Nachbarn ins Erdbeerbeet gehen, verschiedene Plätze aufsuchen und einen trockenen, weichen, pfotensanften Boden bevorzugen. Und deshalb fangen die meisten Unsauberkeitsprobleme bei Katzen auch mit der Katzentoilette an.

Die Stiftung Warentest beschäftigt sich regelmässig mit den Katzenstreus, zuletzt im Heft 4/1998. Auffallend dabei ist, daß der Anteil der mit gut bewerteten Präparate eher klein ist und zumeist aus dem Bereich der sog. Klumpstreus kommt. Außerdem schneidet ein Streu aus Holz in der Spitzengruppe ab. Was die Stiftung Warentest nicht bewerten kann, ist das persönliche Empfinden, das eine Katze auf dem Klo vermittelt bekommt. Neben „Feuchtigkeitsaufnahme“ und „Geruchsbindung“ sind für Katzen andere Kriterien wichtig: wie gut läßt sich das Streu scharren, wie fühlt es sich an den Pfoten an, wie schmeckt es (beim Pfotensäubern) usw. Und da machen Katzen (und Tierärzte) immer wieder die gleichen Erfahrungen: am besten funktionieren die Ultra-Klumpstreus, am schlechtesten die Streus aus Stroh, Papier, Holz, Pflanzenfasern und groben Kalkkörnchen. Oder anders ausgedrückt: die wenigsten Probleme gibt es mit dem teuersten Streu. (Hätte man sich ja auch gleich denken können) Die Tüte ist klein, kompakt und blau und da wir hier öffentlich sind, nennen wir keine Namen. Mein Tip: bieten Sie Ihrer Katze ein „kaltes Buffet“ aus verschiedenen Katzenstreus (für diesen Versuch taugen zum Katzenklo auch einfache flache Kartons) und Ihre Katze wird Ihnen die richtige Marke zeigen.

Kaum eine Katze kann die Tunnelklos leiden. Wenn Ihre Katze ein Unsauberkeitsproblem entwickelt, dann öffnen Sie als erstes den Deckel vom Klo. Katzen lieben es nicht, ihre Geschäfte an verkehrsreichen Plätzen der Wohnung zu verrichten (Sie ja auch nicht!) und gleichfalls nicht in der Nähe des Eßplatzes (Sie dito!). Außerdem meiden sie Klos, die neben ihrem Schlafplatz stehen. Der beste Platz für ein Katzenklo ist also: woanders!

3. Urinmarkieren

das Harnmarkieren ist das Verhalten, das dazu führt, daß die meisten Katzen kastriert werden. Denn es tritt besonders gehäuft in den Streßphasen der Sexualität auf. Wenn Kätzinnen rollig sind, oder Kater geschlechtsreif werden und ein Revier erobern müssen. Tatsächlich ist das Urinmarkieren aber ein natürliches Verhalten, das durch eine Operation nicht einfach herausgeschnitten werden kann. Die Kastration ist also keine Versicherung: auch kastrierte Tiere zeigen dieses typische Katzenverhalten. Das Setzen von Harnmarken ist relativ leicht von anderen Unsauberkeitsproblemen zu unterscheiden:

die Katze nähert sich einer senkrechten Fläche (Mauer, Schrankecke, Tischbein, Türrahmen, Gardine…)
die Katze schnuppert und knetet dazu mit den Füßen den Boden
sie dreht sich mit dem Hintern zur ausgesuchten Stelle und hebt den Schwanz hoch
die Katze sprüht einen Strahl Urin an die Stelle und trollt sich.

Hier eine Anleitung für Katzen:
Harnmarkieren dient zur Kennzeichnung des Reviers der Katzen. Denn der Urin enthält Botenstoffe, sogenannte Pheromone. Die Pheromone im Urin drücken vor allem Stress aus, sexuelle Erregung etwa, aber auch Stress durch eine Änderung in der vertrauten Umgebung: neue Möbel, neue Mitmenschen, neue oder fremde Katzen, oder sogar eine komplett neue Umgebung, z.B. nach einem Umzug.

Andererseits gibt es auch Pheromone, nämlich die im Gesicht der Katze, mit denen die Katze Wohlbefinden signalisiert. Man nennt das auch Köpfchengeben und das geht so:

Nun könnte man ja auf die Idee kommen, daß in einer Umgebung, die für die Katze vertraut riecht, also mit Gesichtspheromonen versehen ist, kein Katzenstress aufkommt! Und genau so ist es auch: Harnmarkieren kann man mit Gesichtspheromonen aus der Flasche behandeln. Flasche gibt’s bei Ihrem Tierarzt. Gebrauchsanweisung auch.

4. die echte Unsauberkeit

nur in etwa 15 % der Fälle ist eine ereignisbezogene Ursache Grund für die Unsauberkeit der Katze. Die meisten Fälle gehören also in Gruppe 1-3.

Häufig bedarf es eines Hausbesuches Ihres Tierarztes, um der Ursache der Unsauberkeit auf die Spur zu kommen, zumindest aber eines intensiven Gesprächs. Ursachen können sein: Angst vor Mitbewohnern, evtl. auch anderen Katzen, falsch oder gar nicht erlerntes Toilettenverhalten oder eben auch Reaktionen auf die Umwelt (Vernachlässigung, Eifersucht, Katzenstreß usw.)

Haben Sie eine solche Katze, dann brauchen Sie vermutlich auch die Hilfe eines versierten Tierarztes, um Teppichboden und Möbel zu retten. Erste-Hilfe-Maßnahmen können sein:

mehrere Katzenklos
Reinigung der Problemstellen, jedoch nicht mit Ammoniak-haltigen Putzmitteln
peinliche Sauberkeit
Toilettentraining: vor allem junge Katzen sollten nach jeder Mahlzeit, nach jedem Aufwachen und sonst alle 3-4 Stunden zum Katzenklo gebracht werden und dort auch das Scharren erklärt bekommen
Problemstellen beseitigen: den Badezimmerteppich wegnehmen, den Wäschekorb in ein der Katze nicht zugängliches Zimmer stellen, die Schlafzimmertür verschließen, Stellen auf Teppichen mit Alufolie abdecken

Eins ist jedoch inzwischen in der Verhaltensforschung klar geworden. Katzen machen nicht aus Protest oder Boshaftigkeit in das Bett Ihres Menschen. Eher schon drückt dieses Verhalten eine Angst aus, z.B. wenn die Katze längere Zeit allein im Haus verbringen muß.

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(c)mit freundlicher Genehmigung durch www.vets.de