Grüße von Oskar

Ach Oskarchen! Er ist jetzt seit Februar 2005 bei uns und als wir ihn aus dem Tierheim adoptierten, war er auf ca. 2,5 Jahre geschätzt. Jetzt ist er ein alter Kater-Herr mit seinen Zipperlein. Die Augen wollen nicht mehr so gut, die Arthrose zieht in den Gelenken und an manchen Tagen hat er einfach „Rücken“.

Oskar ist der sensibelste, intelligenteste und eigenartigste Kater, den ich kenne! Als unser geliebter Kater Fritz im Dezember 2004 verstarb, hielt ich es nicht lange aus und wollte unbedingt einem Tierheim-Tier das Katzenparadies hier in der Sürther Aue ermöglichen, die wir damals frisch bezogen hatten.

Also zog ich wochenlang durch die Kölner Tierheime – ohne eine feste Vorstellung, wen oder was ich suche. Aber der Funke sprang nirgends so richtig über. Im kleinen aber feinen Tierheim „Helenhof“ in Hürth bei Köln sah ich dann Oskar. Das Wetter war januarbedingt kalt und mies und Oskar saß als einzige Katze im Außengehege, während es sich seine Artgenossen drinnen im Warmen gut gehen ließen. Das machte mich stutzig und so erkundigte ich mich nach ihm.

Oskar wurde als Babykatze von einer Familie adoptiert und nur in der Wohnung gehalten. Als die Familie umzog, ließen sie den Kater einfach dort zurück! Als der Vermieter ihn entdeckte, hatte dieser nichts besseres zu tun, als ihn auf die Straße zu befördern – einen jungen Kater, der bis dahin noch nie „Draußen“ erlebt hatte!

Also tat Oskar, was er tun musste und schlug sich durch. Wie lange, wissen wir nicht genau. Er lernte, dass Artgenossen „doof“ sind, weil sie ihm sein hart erkämpftes Futter streitig machten und dass Menschen manchmal ganz okay sein können, weil diese manchmal Futter hinstellten.

Eine Anwohnerin fütterte ihn eine Weile regelmäßig mit, was aber nicht lange gut ging, da es immer „Trouble“ mit ihren eigenen Katern gab. Also informierte sie endlich den Tierschutz und Oskar wurde eingefangen und zum Helenenhof gebracht.

Bis zum Zeitpunkt seiner Adoption durch uns lebte er dort nur in diesem Außengehege – man kann sich denken, welche Panik und Angst er gehabt haben muss, wieder in einem „Drinnen“ zu sein, wo man ihn wohlmöglich alleine zurück lässt…

Wir nahmen ihn also auf, in dem Wissen, dass es schwierig sein würde, in ans Haus zu gewöhnen. Aber es nützte ja nichts: Die ersten 4 Wochen hatte er zwangsweise „Hausarrest“, um sich einzugewöhnen und sein neues Zuhause als „seins“ zu akzeptieren. Und er ergab sich recht schnell seinem Schicksal und wurde zumindest für diese kurze Zeit ein richtiger „Kampfschmuser“.

Als die Türen dann endlich für ihn aufgingen und er sein neues Revier hier erkunden durfte, wurde er wieder der „Alte“ und lebt seitdem mehr oder weniger draußen. Er kommt regelmäßig zum Fressen und hat in unseren Nachbarn, die weit über die 80 Jahre alt sind, seine liebsten Menschen gefunden, wo er betüddelt und verwöhnt wird. Als Pili zwei Jahre nach ihm hier einzog, war er eh beleidigt und fand uns nunmehr doof (und Pili sowieso und sie ihn auch).

Wenn er es will, dann dürfen wir ihn auch mal streicheln und wenn er einen sehr guten Tag hat (z.B. weil die Nachbarn Besuch haben oder mal nicht da sind), ist er sogar tagsüber bei uns im Haus und lässt sich bereitwillig fotografieren – so, als sei es für ihn selbstverständlich.

Oskar hat immer diesen tragisch-melancholischen Gesichtsausdruck, aber ich bin mir sicher, dass er uns sehr dankbar dafür ist, dass wir nicht an ihm rumzerren und ihn so sein lassen, wie er ist und sein will.

Ich wünsche mir noch viele schöne Jahre für ihn in seiner Rheinaue, wo er ganz klar der Chef im Revier ist. So manche Macke im Ohr zeugt von den Revierkämpfen mit den anderen Katern und Katzen, die hier rumstreunen oder in der Nachbarschaft leben.

Unser Tierarzt, Malte Franz Kubinetz, hält sein fachmännisches Auge auf ihn und so sind wir zuversichtlich, dass er noch ein gutes, artgerechtes Rentnerleben haben kann.

So oder so ist Oskar etwas ganz Besonderes und hat seinen Platz ganz tief in unseren Herzen! 

oskar_web