Fiorello

Hallo liebe Helenenhöfer,
ich muss mich mal wieder melden, es wird wirklich Zeit. Ich bin jetzt schon über 2 Jahre in meiner Familie, und es ist nach wie vor toll. Ein paar Erlebnisse möchte ich euch gerne schildern, damit ihr seht, wie ich meine Zeit verbringe.
Wenn ich aufstehe will ich erst mal raus in den Garten, ich muss ja wissen, was alles so über Nacht passiert ist. Ich erkunde mein Reich und muss immer wieder feststellen, dass nachts nicht nur die Igel im Garten umherlaufen, sondern ab und zu auch mal ein fremder Kater, der hier nichts zu suchen hat. Dann setze ich schnell neue Reviermarken. „Fio macht Sprengwagen“ nennen die Zweibeiner das. Außerdem nehme ich morgens täglich aus jedem der beiden Teiche Wasserproben. Ich muss ja wissen, ob die Fische noch beruhigt in ihrem nassen Element schwimmen können. Und außerdem ist so ein Schluck frisches Teichwasser das Beste für mich. Leitungswasser mag ich nämlich gar nicht. Wenn ich alles inspiziert habe, gehe ich ins Haus, fordere mein Frühstück und ein kleines Leckerchen fällt natürlich auch für mich ab.
Ich bin bei schönem Wetter am liebsten draußen. Schönes Wetter heißt Sonne oder auch Wolken, aber Regen und Wind mag ich gar nicht. Dann drehe ich nur ein paar kleinere Runden im Garten und ruhe lieber im Haus. Wenn ich vom Regen durchnässt nach Hause komme, lasse ich mich gerne trocken reiben. Habe mein eigenes Handtuch und finde es schön, dass ich die Trockenlegung nicht alleine durchziehen muss. Hitze ist auch nichts für mich: bei meinem dicken Pelz wird es einem ganz schön warm und ich muss immer mal wieder ins Haus zum Abkühlen. Bei 30 Grad Außentemperatur ziehe ich den Keller zum Abkühlen vor. Aber auch im Garten habe ich jede Menge schattige Plätzchen, an denen in es an heißen Tagen gut aushalten kann. Anfang des Jahres habe ich sogar Schnee kennengelernt: zuerst war ich total vorsichtig und konnte mit der weißen Decke im Garten gar nichts anfangen. Aber dann habe ich mich nach draußen gewagt und war total begeistert. Das Herumtollen hat Riesenspaß gemacht. Ich musste allerdings höllisch aufpassen, wennn ich von draußen nach drinnen gerannt bin – hier war die Gefahr des Wegrutschens sehr groß. Habe ich aber gemeistert!
Die Fische in den Teichen sind übrigens die einzigen Tiere in der Umgebung, die nicht respektvoll (oder vor Angst) verschwinden, wenn sie mich sehen. Sitze ich am Teichrand, kommen sie angeschwommen und reißen ihre Mäuler auf, als wollten sie mich fressen. Es stört sie in keinster Weise, wenn ich wie wild fauche. Das macht mich total wütend und deshalb schlage ich mit der Pfote aufs Wasser. Dann endlich reagieren die Flossenträger, drehen blitzschnell ab und spritzen mich nass. Gemeines Pack! So sehr ich mich auch bemühe, ich konnte ihnen noch keine Lektion erteilen, damit sie verstehen, wer im Garten das Sagen hat.
Meine Zweibeiner haben auch immer neue Ideen: im Frühjahr haben sie das Wohnzimmer renoviert. Mein Gott, was ein Chaos! Regale, Schränke und Kommoden wurden ausgeräumt und von den Wänden gerückt, der Wintergarten war voller Bücher, auch mein Lieblingssessel war da drin und mit Lesestoff übersäht. Das Gästezimmer wurde Auffangstation für Schrankinhalte, Fernseher und sonstige Wohnzimmergegenstände. Esszimmertisch und -stühle samt dem normalerweise darunter liegenden Teppich waren in der Diele zu finden. Zum Glück haben die Zweibeiner meinen Hinweis verstanden, dass ich ein Stück Teppich für meinen Mittagsschlaf brauche, denn ich liege immer auf dem Teppich unter dem Esszimmertisch und ruhe. Sie haben ihn also wieder ein Stück aufgerollt und ich hatte mein Schlafplätzchen. Aber ungemütlich war es trotzdem. Und dann noch anfangs tagsüber überall im Wohnzimmer Tapetenreste und immer diese schrecklichen Geräusche der Spachtel, die die alte Tapete von der Wand gekratzt haben. Dennoch habe ich ab und an meine Beute mit ins Haus gebracht, quasi um das Chaos noch ein wenig zu steigern. Na ja, die paar Tage habe ich ausgehalten, und jetzt sieht alles wieder schön aus und die Möbel und Bücher sind zurück an Ort und Stelle – und meine Schlafplätze sind wieder ganz normal nutzbar.
Dann waren die Zweibeiner für 2 Wochen weg, Urlaub machen nennen sie das. Zwei Wochen genehmige ich ihnen, länger halten weder sie noch ich ohne den anderen aus. Ich fahre ja nicht mit, mag weder die Autofahrt noch fremde Umgebungen oder gar fremde Menschen. Also bleibe ich zu Hause und ich kann mich wirklich nicht beschweren. Ich werde von meiner Freundin Renate liebevollst versorgt. Sie kümmert sich um alles, was ich brauche, gibt mir Futter und Freigang, und abends leistet sie mir Gesellschaft und schmust mit mir. Wenn Renate arbeiten geht, schaut ihre Mutter Elfriede gerne nach mir. Elfriede ist schon 92 Jahre alt und sie liebt Katzen (hat auch selber eine). Wenn sie mit ihrem Rollator die Einfahrt zu uns runter kommt, freue ich mich immer sehr und springe vergnügt um sie herum. Das gefällt uns beiden. Aber trotz bester Versorgung ist eins klar: wenn meine beiden Zweibeiner dann aus dem Urlaub zurückkommen, freue ich mich wie Bolle (und sie sich auch)!
Elfriede und ich haben uns im letzten Jahr während der Fußball-WM angefreundet. Da kam sie immer mit Renate zu uns und wir haben uns gemeinsam die Spiele der deutschen Mannschaft angesehen. Zuerst war ich etwas vorsichtigt, aber immer, wenn ich an ihrem Sessel vorbeigegangen bin, hat sie mich gekrault, das hat mir gefallen. In den Pausen habe ich den Zweibeinern dann oft die Zeit mit ein paar sportlichen Einlagen meinerseits verkürzt: durchs Haus rasen und springen, meine Lieblingsspielmaus herumtragen und damit toben. Am liebsten schieße ich die Maus in den Keller und hole sie wieder nach oben, da kann ich die offene Treppe als Sprungbrett nutzen. Das macht Spaß und wir haben alle die langen Nächte gut durchgehalten.
Apropos Lieblingsspielmaus: auch wenn ich jetzt schon fast 3 1/2 Jahre alt bin, mit dieser Maus spiele ich besonders gerne. Manchmal schiesse ich sie unter einen Schrank, da komme ich trotz langer Pfoten nicht mehr dran. Dann müssen die Zweibeiner aushelfen und die Maus mittels Zollstock oder ähnlichen Dingen unter dem Schrank hervor holen. Ich zeige ihnen immer, wo die Maus ist. Ich habe die Maus auch schon mal mit in den Garten genommen, abgelegt und nicht mehr an die Maus gedacht. Abends gab es dann eine große Suchaktion. Zum Glück haben wir sie wiedergefunden (unter einem Strauch an der Grenze zum Nachbargarten versteckt). Die Zweibeiner sagen, sie hätten noch eine Reservespielmaus, aber die will ich gar nicht! Ich habe auch noch ganz große Knuddelmäuse, die – insbesondere wenn ich darauf rumkaue – „furchtbar nach Baldrian stinken“ (so die Zweibeiner), mit denen beschäftige ich mich auch gerne. Ein Bild dazu lege ich euch bei, auch Bilder aus dem Garten.
Jetzt im Herbst habe ich einen neuen Lieblingsplatz im Garten gefunden, da kann ich am Nachmittag wunderbar in der Sonne  liegen und alles beobachten, ohne dass mich so schnell jemand entdeckt: ich liege auf den Dach des Unterstands für unser Feuerholz. Im Moment sind da auch sehr viele Kreuzspinnen, die riesige Netze gebaut haben, die stören mich aber nicht. Meine Zweibeiner geben mir immer den Rat, aufzupassen, dass ich nicht zu lange da oben auf dem Dach liege, sonst werde ich eines Tages in ein Netz eingesponnen. Da fragt ich mich wirklich, wer hier spinnt…
So, ihr Lieben, dann wünsche ich euch noch eine gute Zeit und viele Vermittlungen! Laßt es euch gut gehen!
Es grüßt euch ganz besonders herzlich
euer Kater Fiorello – und die Zweibeiner selbstverständlich auch – !!!!
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